isl.antville - Fischin auf Reisen (diesmal: Irland) |
Freitag, 1. September 2006
Montag, 29.05.2006 - National Bank Holiday in Scotland
fischin
12:58h
Highlands, Lochs und blaue Wiesen Strecke: Ardlui, Scotland > Ayr, Scotland Wir erwachen gegen 9:00 Uhr. Tino ist wieder nüchtern. Als wir aus dem Fenster schauen, erblicken wir zahlreiche einheimische Wandersleute mit Walkingstöcken, hohen Stiefeln und massenweise Gepäck, die Kurs auf die Beinglas-Farm nehmen. Die Sonne scheint, wird aber ab und zu durch rasch vorbeiziehende Wolken verdunkelt. Wir beschließen deshalb, es nach dem Frühstück den einheimischen Wanderern gleichzutun und ein paar Stunden schottische Bergluft zu genießen. Als optimale Wanderroute für Ungeübte, Leute mit lädiertem Knie, und welche die heute noch den gesamten Trossachs Nationalpark per Auto umrunden wollen, empfiehlt uns der Barkeeper von gestern den ca. 20-minütigen Aufstieg auf den „Haushügel“ des Camps. Die Wanderung sei leicht und von oben habe man einen großartigen Blick auf das Loch Lomond und seine Umgebung. Wir folgen seinem Ratschlag und wandern los. Nach ca. 1 Stunde, in der wir einen straffen Anstieg bewältigt haben und einmal bis auf die Knochen naß geworden sind, stehen wir mitten im Hügelland, es nieselt und das Loch Lomond ist noch nicht einmal in der Ferne zu entdecken. Auf eine derart lange Wandertour nicht im geringsten vorbereitet, haben wir natürlich auch nicht an etwas zu trinken, geschweige denn an ein paar Zutaten für ein kleines Picknick gedacht. Da wir aber auch nicht unverrichteter Dinge wieder umkehren wollen, beschließt Tino „eine Abkürzung zu nehmen“. Wir verlassen also den Wanderweg, stapfen durchs Hochmoor und obwohl ich Tino’s Ratschlag, nur auf den großen Grasbüscheln zu laufen bestmöglich zu beherzigen versuche, sind meine Schuhe bald randvoll mit braungelber Pampe. Fast schon wollen wir schon verzweifelt umkehren, da werden wir plötzlich für unsere Mühe belohnt: Von einem Hügel mitten in der Pampa eröffnet sich uns plötzlich der beschriebene Rundblick auf das Loch Lomond. Der sich im Tal dahinschlängelnde schmale See und die einsamen Bergketten des Nationalparkes erinnern uns ein wenig an die Fjordlandschaft Norwegens. Erschöpft fallen wir ins Gras, schauen den Wolken zu und erholen uns von der anstrengenden Wanderung. Der Wind weht uns kräftig um die Nase. Wolken ziehen schnell übers Land und im Wechselspiel des Lichtes sieht die Landschaft noch zauberhafter aus. Zwischen den Felsen entdecken wir immer wieder vereinzelte Schafe, die an trockenen Grashalmen kauen. Am liebsten würden wir den ganzen Tag hier oben verweilen, doch auf Grund der für heute geplanten Umrundung des Trossachs Nationalparkes müssen wir leider so langsam an den Rückweg denken. Da wir uns inzwischen fernab des Wanderweges befinden bleibt uns nun natürlich nichts anderes übrig, als querfeldein abzusteigen. Nach ca. 30 Minuten und 300 Höhenmetern, die wir größtenteils auf-dem-Po-den-Berg-hinabrutschend zurücklegen, ist mein selbstgebauter Wanderstock aus Naturholz zerbrochen und mein Knie nahezu funktionsuntüchtig. Glücklicherweise erreichen wir kurze Zeit später einen gut ausgebauten Wanderweg der uns ohne weitere Zwischenfälle zurück aufs Camp führt. Pünktlich um 15 Uhr sitzen wir in unserem Auto und sind uns darüber einig daß sich diese Wanderung absolut gelohnt hat. Nach einem kleinen Picknick verlassen wir schweren Herzens die Beinglas Farm, auf der wir uns, obwohl wir nur eine Nacht hier verweilen konnten, einfach nur pudelwohl gefühlt haben. Weiter geht es nun mit dem Auto quer durch den sogenannten „Loch Lomond & The Trossachs National Park“. Unsere Fahrt führt uns durch wunderschöne Berg- und Hügellandschaften und wir passieren folgende Orte und Sehenswürdigkeiten:
In Killin legen wir einen kleinen Zwischenstop ein und verweilen ein wenig an den romantischen Falls of Dochart.
In der Hoffnung, einige Informationen über die kostengünstigste und am wenigsten zeitaufwendige Fährverbindung dorthin zu bekommen, besuchen wir das Breadal Folklore Center. Leider kann uns die zwar sehr hilfsbereite, aber leider auch etwas ungeschickte Dame in der Touristeninformation nicht wirklich weiterhelfen. Nachdem sie während eines viertelstündigem Interviews endlich alle Daten und Abmessungen unseres Busses sowie seiner Passagiere erfragt und in ihrem Computer gespeichert hat spuckt dieser en endlich die Fahrpläne verschiedener Fährgesellschaften aus.Wir verlassen die Touristeninformation mit 3 Ausdrucken, welche folgende wertvolle Informationen enthalten:
Als wir wieder im Bus sitzen und links und rechts die Bergketten, Seen und Castles des Trossachs Nationalparkes an uns vorbeifliegen, haben wir alle Hoffnungen, die grüne Insel jemals zu erreichen, schon fast begraben.
Diese Art von kurzgeschorenem Rasen, ebenso wie rasenmähende oder rasenpflegende Einheimische sind hier, wie auch schon an der englischen Ostküste, ein oft anzutreffendes Bild. Unsere fast beendete Umrundung des Nationalparkes führt uns nun zurück nach Balloch, wo wir erstmal einen MC Donalds ansteuern. Gesättigt verlassen wir Balloch und damit auch das Loch Lomond und seine wildromantische Umgebung. Weiter geht es in Richtung Glasgow. Unterwegs stellen wir mit Erstaunen fest, daß wir von entgegenkommenden Autofahrern oder Fußgängern begutachtet werden als wären wir nicht in einem weißen VW-Bus sondern in einer knallroten Waschmaschine auf Rädern unterwegs. Was wollen die von uns? Nach einer Weile wird uns klar was ihre Blicke derart auf sich zieht - nämlich unser Lenkrad. Dieses ist natürlich, wie auch in jedem anderen PKW mitteleuropäischer Natur auf der linken Seite angebracht was für einen waschechten britischen „Rechtslenker“ einer mittelgroßen Sensation gleichkommt. Und das ist noch nicht mal verwunderlich, denn tatsächlich scheinen hierzulande kaum ausländische Touristen mit eigenem PKW unterwegs zu sein. Seit wir vor 2 Tagen die Fähre in Newcastle verlassen haben, ist uns nicht ein linkslenkendes Auto oder Wohnmobil aufgefallen. Und überhaupt scheinen hier nur wenige ausländische Urlauber unterwegs zu sein, was uns eigentlich nicht ganz verständlich ist. Auf der Autobahn Richtung Ayre interessiert sich einer der hiesigen Rechtslenker ganz besonders für uns. Immer wieder überholt er uns, schaut dabei interessiert in unser Fahrerhaus, läßt sich dann wieder zurückfallen und inspiziert neugierig unser Nummernschild. Als wir ihn wieder überholen hält er ein Schild an sein Fenster. Darauf hat er hastig in großen Buchstaben geschrieben: Ein Hallo nach Zwickau. Ein Leipziger. Wir passieren die Stadt Ayr und finden kurz darauf einen schönen Campingplatz an der Küste zur Irischen See. Auch hier sind nur noch wenige Stellplätze frei, aber einen von ihnen ist glücklicherweise unser. Wir parken unseren Bus ab und laufen dann, trotz langsam einbrechender Dunkelheit, nochmal hinab zum herrlichen Klippenstrand von Ayr Head. Als wir dort ankommen ist noch Ebbe aber die nahende Flut tost bereits heran. Dieses gewaltige Rauschen, das in der Dämmerung langsam verblassende Gelb des Ginsters und der Wind der um unsere Ohren weht sind so erholsam, daß wir am liebsten die ganze Nacht hier verbringen möchten. Es ist 22:30 Uhr und immer noch so hell daß man Muscheln suchen kann.
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